Offener Brief an Oberbürgermeister Josef

Wir haben uns diesen Schritt nicht leicht gemacht. Umso mehr hoffen wir, dass unser Brief Anstoß zu positiven Veränderungen gibt. Sobald uns diesbezüglich Reaktionen vorliegen, werden wir an dieser Stelle darüber berichten.

Betreff: Sanierung und zukünftige Nutzung des Bolongaropalastes in Frankfurt-Höchst

  1. Juli 2024
    Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Josef, auch wir bevorzugen für gewöhnlich andere Wege der Kommunikation und von daher können Sie davon ausgehen, dass der Anlass des heutigen Briefes für uns kein erfreulicher ist. Seine offene Form resultiert jedoch auch aus unserer langjährigen Erfahrung, nach der Briefe an Verwaltung und Politik, wenn überhaupt, nur nach unangemessen langer Zeit und ausweichend beantwortet werden. Auf unseren diesbezüglichen Verdruss hatten wir Sie, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, ja bereits in ihrer Bürgersprechstunde im April hingewiesen.
    Wie Sie sich erinnern mögen, hatten wir Ihnen bei diesem Gespräch unsere Sorge wegen eines seit Jahren geforderten aber noch immer nicht in Angriff genommenen Nutzungskonzeptes für den Kulturbetrieb im Palast vorgetragen. Konkret angesprochen hatten wir zudem die noch immer nicht definierten Anforderungen an die Gastronomie sowie die bis heute ebenso ungeklärte Frage der zukünftigen Verantwortlichkeiten. Alles Punkte, auf deren Dringlichkeit wir bereits im Oktober vergangenen Jahres Frau Kulturstadträtin Dr. Hartwig und im Januar auch das Hauptamt als Bauherrenschaft in persönlichen Gesprächen aufmerksam gemacht hatten.
    Abgesehen davon, dass bei beiden Treffen jeweils großes Verständnis für unsere Anliegen und Positionen geäußert wurde, blieb es jedoch uns gegenüber bislang bei vagen Versprechungen und Ankündigungen. Und auch auf konkrete Fragen zum Stand der Planung und deren Umsetzung in einigen Teilbereichen haben wir auch sechs Monate später, und obwohl wir diese im April nochmals auch Ihnen übergeben hatten, noch keine substanziellen Ant-worten erhalten. Da wundert es uns nicht, dass auch unsere Kritik an der mangelhaften, oder besser gesagt nicht stattfindenden Information der Öffentlichkeit bis dato keine erkennbare Reaktion gezeigt hat. In diesem Punkt hatten wir uns ja direkt an Sie, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, gewendet und darauf hingewiesen, dass es geradezu grotesk an-mutet, wenn eine Stadt, die dafür sogar über ein eigenes Amt verfügt, nicht in der Lage ist, regelmäßig über den Fortgang eines derart wichtigen Projektes zu unterrichten. Das scheint ja schon intern nicht zu funktionieren, wurde doch unlängst eine Anfrage an die Stadt wegen der Öffnungszeiten und Zugänglichkeit des Palastes zur Beantwortung an uns weitergeleitet.
    Nun hätten wir all dies, wie wir es in 15 Jahren ehrenamtlichen Engagements vielfach getan haben, als weitere Zumutung einfach stillschweigend zur Kenntnis nehmen können. Es gibt jedoch gewichtige Gründe, es diesmal nicht zu tun:
    Zum einen hatten wir Ihnen gegenüber ja sehr deutlich gemacht, dass wir eine rasche Klärung der offenen Fragen und auch die der zukünftigen Verantwortlichkeiten als unabdingbare Voraussetzung dafür betrachten, uns weiter zu engagieren. Mit Ausnahme – das müssen wir hier für die Öffentlichkeit klarstellen – unserer Arbeit an der Konzeption und Einrichtung des „Bolongaro Museums“, die wir zusammen mit dem Geschichtsverein und den Kolleginnen und Kollegen des Historischen Museums natürlich bis zum Abschluss fortsetzen werden.
    Zum anderen und aktuell vielleicht noch schwerwiegender ist, dass kürzlich erste Gespräche zum Gastronomiekonzept stattfanden, zu denen jedoch lediglich Beteiligte der Stadt eingeladen waren. Es mag uns vielleicht als verletzte Eitelkeit ausgelegt werden, aber wir sehen darin in erster Linie einen Beleg dafür, dass es mit der von der Politik versprochene und bei jeder Gelegenheit gepriesene Partizipation der Bürgerschaft nicht eben weit her ist. Zumindest nicht seitens der ausführenden Ämter und insbesondere dann nicht, wenn man kritische Beiträge zu erwarten hat. Tatsächlich haben wir nie einen Hehl daraus gemacht, dass wir die bereits 2009 für die Gastronomie festgelegten Flächen für völlig überdimensioniert und weder den Bedürfnissen des Hauses noch denen des Stadtteils angemessen halten.
    Ein Anlass zur Sorge ist die unzureichende Finanzierung des Projektes, denn es ist seit Mona-ten ein offenes Geheimnis, dass dem Projekt zum wiederholten Male das Geld auszugehen droht und auch die Mittel für die Restaurierung der historischen Gartenanlage sind wohl noch keineswegs gesichert. Das stelle man sich jetzt mal vor, dass, wann auch immer, ein restaurierter Palast eröffnet wird und der Garten weiter da liegt wie „Kraut und Rüben“. Jedenfalls wird es ohne Bereitstellung weiterer Mittel nicht gehen, was jedoch der Beratung und Zustimmung durch die Stadtverordnetenversammlung bedarf. Da wäre es längst an der Zeit, sowohl diese als auch die Öffentlichkeit über den Stand der Dinge zu informieren.
    Um nicht missverstanden zu werden, wir kritisieren hier nicht gerechtfertigte Mehrkosten, denn jeder Euro, der in die Erhaltung und sinnvolle Nutzung eines der bedeutendsten Baudenkmäler dieser Stadt fließt, ist gut investiertes Geld. Möglich, dass man sich das alles zu Beginn schöngerechnet hat und ja, es gab sicher viele unvorhersehbare Umstände und Verzögerungen, für die man niemanden verantwortlich machen will. Gleichwohl zweifeln wir mehr und mehr daran, dass dieses für den Frankfurter Westen so wichtige Leuchtturmprojekt bei einem ‚weiter so‘ überhaupt je erfolgreich zum Abschluss gebracht werden kann.
    Und damit meinen wir nicht nur den Abschluss der baulichen Sanierung, sondern die Verwirklichung eines für den Frankfurter Westen immens wichtigen Kulturprojektes.
    Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Josef, die in diesem Brief angesprochenen Versäumnisse und Missstände fallen allesamt in Ihre direkte Zuständigkeit als Bauherr des Bolongaropalastes. Es bedarf daher keiner politischen Abstimmungen und liegt in Ihrer Hand, diese Zweifel auszuräumen.

    Markus Grossbach (Vorsitzender), Hubert Schmitt (2. Vorsitzender)
    KULTUR- UND MUSEUMSVEREIN BOLONGARO E.V.